Rum: Melasse vs. Agricole ist ein faszinierendes Thema, da diese beiden Hauptkategorien von Rum durch ihre Zutaten und Herstellungsprozesse stark geprägt werden. Hier ein tieferer Einblick in die Unterschiede, die Geschichte und die idealen Einsatzmöglichkeiten dieser beiden Rumsorten.

1. Melasse-basierter Rum

Herstellung:

• Basis: Melasse, ein Nebenprodukt der Zuckerherstellung aus Zuckerrohr.
• Prozess:
  • Melasse wird mit Wasser und Hefe fermentiert.
  • Nach der Fermentation wird der Alkohol destilliert, oft in Kupferbrennblasen (Pot Stills) oder Kolonnenanlagen (Column Stills).
• Reifung:
  • Meist in Holzfässern (oft Ex-Bourbon-Fässer), was komplexe Aromen wie Vanille, Karamell und Eiche hervorbringt.
  • Kann weiß (unaged) oder gereift sein.

Geschmack:

• Profil: Süß, reichhaltig, vielseitig. Häufig Noten von braunem Zucker, Karamell, Vanille, Gewürzen und tropischen Früchten.
• Varianten:
  • Leichter Rum: Weiß und klar, ideal für Cocktails (z. B. Daiquiri, Mojito).
  • Dunkler Rum: Gereift und komplex, oft pur genossen.
  • Spiced Rum: Mit Gewürzen und Aromen wie Zimt, Muskat oder Vanille angereichert.

Herkunft:

• Produziert weltweit, besonders in der Karibik (z. B. Barbados, Jamaika, Dominikanische Republik) und Lateinamerika.

Besonderheiten:

• Melasse als Basis ist kostengünstig und erlaubt hohe Produktionsmengen.
• Flexibler Geschmack, der sich leicht in Cocktails integrieren lässt.

2. Rhum Agricole

Herstellung:

• Basis: Frischer Zuckerrohrsaft anstelle von Melasse.
• Prozess:
  • Der Zuckerrohrsaft wird direkt nach dem Pressen fermentiert, um Frische und Geschmack zu bewahren.
  • Destilliert wird meist in Kolonnenbrennblasen, die ein saubereres, eleganteres Destillat erzeugen.
• Reifung:
  • Blanc (weiß): Ungealtert, klar und rein.
  • Élevé sous bois (unter Holz gereift): Kurz in Holzfässern gelagert.
  • Vieux (alt): Mindestens 3 Jahre in Fässern gereift.

Geschmack:

• Profil: Trockener, grasiger, pflanzlicher Geschmack, oft mit mineralischen und erdigen Noten.
• Aromatik: Noten von grünem Zuckerrohr, Blumen, frischen Kräutern und tropischen Früchten.

Herkunft:

• Hauptsächlich auf den französischen Überseeinseln, wie Martinique, Guadeloupe und Réunion.
• Geschützt durch die AOC (Appellation d'Origine Contrôlée) für Martinique.

Besonderheiten:

• Erfordert frisches Zuckerrohr, weshalb die Produktion auf Regionen beschränkt ist, in denen Zuckerrohr wächst.
• Traditioneller und ursprünglicher Stil von Rum, oft für Kenner.

Vergleich: Melasse vs. Agricole

3. Wann eignet sich welcher Rum?

• Melasse-Rum:
  • Perfekt für süße, tropische Cocktails wie Piña Colada oder Mai Tai.
  • Gereifte Melasse-Rums eignen sich hervorragend für den puren Genuss oder für Old Fashioned-Variationen.
• Rhum Agricole:
  • Ideal für anspruchsvolle Cocktails wie Ti' Punch (klassischer Drink aus Martinique).
  • Blanc Agricole bietet einen authentischen, grasigen Geschmack für frische Sommerdrinks.
  • Gereifter Agricole-Rum wird oft pur genossen, ähnlich wie Cognac oder Whisky.

Tipps für Genießer:

1. Verkostung:
   • Beginnen Sie mit einem Blanc Agricole, um die pflanzlichen Noten zu entdecken.
   • Probieren Sie gereifte Varianten aus beiden Kategorien, um die Fassaromen zu erleben.
2. Cocktail-Inspiration:
   • Melasse: Rum Punch, Dark ’n’ Stormy, Daiquiri.
   • Agricole: Ti' Punch, Rhum Sour, Mojito mit Agricole.